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AN[GE]DACHT

August 2021

Neige, HERR, dein Ohr und höre! Öffne, HERR, deine Augen und sieh her!

2 Kön 19,16


Wenn man im Alten Testament nachliest, spürt man etwas von der Dramatik und Not, in der unser Monatsspruch gesagt wurde. Das neue, politische Machtzentrum war Assyrien. Mit einer alles vernichtenden Kriegsmacht hatte der Assyrerkönig Sanherib die verschiedenen Völker des Vorderen Orients überrollt. Wer sich nicht freiwillig unterwarf, wurde grausam bestraft. Auch Samaria und das Nordreich Israel waren bereits erobert. Hiskia, der König in Juda, lavierte noch zwischen den Machtblöcken Assyrien und Ägypten in der Hoffnung, die Selbständigkeit zu behalten. Und dann kam es zum großen Showdown vor der Stadtmauer Jerusalems. Der Rabschake, der Heerführer Sanheribs, spottete lauthals: „So sprecht zu Hiskia, dem König von Juda: Lass dich von deinem Gott nicht betrügen, auf den du dich verlässt und sprichst: Jerusalem wird nicht in die Hand des Königs von Assyrien gegeben werden“ (Vers 10). Schaute man auf die Machtverhältnisse, war die Situation aussichtslos. Vor dem riesigen Heer der Assyrer war Judas Niederlage nur eine Frage der Zeit. Was macht Hiskia? Von ihm wissen wir, dass er ein Leben im Vertrauen auf Gott führte. Nein, er verstärkte nicht die Wachmannschaften auf der Stadtmauer, gab keine Durchhalteparolen heraus, suchte nicht verzweifelt neue Bündnispartner. Oder doch? Als Hiskia den Brief des Rabschake empfangen und gelesen hatte, ging er hinauf zum Haus des Herrn und breitete ihn aus vor dem Herrn und betete: Herr, Gott Israels, der du über den Cherubinen thronst, du bist allein Gott über alle Königreiche auf Erden, du hast Himmel und Erde gemacht. Herr, neige deine Ohren und höre, Herr, tu deine Augen auf und sieh her (Verse 14-16).
Aus dem Alten Testament erfahren wir, dass Gott erhörte und Juda seine Selbständigkeit noch eine Zeit erhalten konnte. Das war Gottes alleinige Entscheidung. Gott ist kein Automat, in den ich meine Bitten und Wünsch einspeisen kann, und der sie dann auch bitte zu erfüllen hat. Hiskia bittet ganz demutsvoll: Neige deine Ohren und höre, tu deine Augen auf und sieh! So kann man nur im vollen Vertrauen beten.
Und was bedeutet das für uns heute? Unsere Probleme und Nöte sind nur selten die große Politik, aber Situationen, in denen wir nicht mehr weiterwissen, hat sicher jeder schon einmal erlebt. In einem neueren Kirchenlied heißt es:

Wenn die Last der Welt dir zu schaffen macht, hört er dein Gebet.
Wenn dich Furcht befällt vor der langen Nacht, hört er dein Gebet.
Wenn du kraftlos bist und verzweifelt weinst, hört er dein Gebet.
Wenn du ängstlich bist und dich selbst verneinst, hört er dein Gebet.
Wenn die Menschheit vor ihrem Ende steht, hört er dein Gebet.
Wenn die Sonne sinkt und die Welt vergeht, hört er dein Gebet.
Gott hört dein Gebet, hört auf dein Gebet.
Er versteht, was sein Kind bewegt. Gott hört dein Gebet.


Nein Gebete sind kein Selbstsuggestion. Christen wissen, dass Gott hört, uns nahe sein will. Im Vertrauen auf Gott bekommt unser Leben ein festes Fundament. Dies tröstet und gibt neuen Mut – selbst in verfahrenen Situationen.


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