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AN[GE]DACHT

Oktober 2019

Wie es dir möglich ist: Aus dem Vollen schöpfend – gib davon Almosen! Wenn dir wenig möglich ist, fürchte dich nicht, aus dem Wenigen Almosen zu geben!

Tob 4,8


Als ich diesen Text als Monatsspruch für den Oktober las, stutzte ich. Sollte das ein „Wink mit dem Zaunpfahl“ auf die vor Weihnachten einsetzenden Spendensammelaktionen der verschiedenen karitativen Organisationen sein: Nun greift doch mal ins Portemonnaie. Es geht Euch doch gut! Und dann stammt dieser Text noch aus dem Buch Tobias, einem Buch aus den Apokryphen, die ja nicht unbedingt zu den kanonischen, biblischen Schriften gezählt werden können. Können wir mit diesem Text denn heute noch etwas anfangen?
Wer war dieser Tobias, von dem dieser Ratschlag überliefert wird? Es wird berichtet, dass er zur Zeit des Königs Salmanassers als Gefangener in Assyrien saß. Seine Einstellung zu den Mitmenschen wird in folgender Aussage deutlich: „Und alles, was er hatte, teilte er mit seinen mitgefangenen Brüdern und Verwandten. Er tröstete täglich, kleidete Nackte und begrub Tote“. Das steht in krassem Gegensatz zu dem Werbevideo der Sparkassen in 1995, als ein gut situierter Mann triumphierend Bilder auf den Tisch knallt mit der Feststellung: Mein Haus, mein Auto, mein Boot! Dahinter steht die Ansage: Alles meins! Selbst erarbeitet!
Ja, es stimmt! Materieller Wohlstand ist heute in vielen Fällen zum allgemeinen Maßstab geworden. Und wenn man davon abgibt, sollte das auch gebührend erwähnt werden. Dass es auch anders geht, zeigte eine Aktion, die 2012 durch die Presse ging. Da tauchten im Raum Braunschweig mit Geld gut gefüllte Briefumschläge auf. Aus den beigefügten Zeitungsartikeln war dann auch der Verwendungszweck ersichtlich. Kirchengemeinden, Suppenküchen, Hospize und andere Organisationen wurden bedacht. Der Spender blieb anonym.
Was sagt uns die Bibel zum Umgang mit Geld, mit unserem Eigentum? Nein, hier finden wir keinen Aufruf zur Besitzlosigkeit. Aber wie ein roter Faden zieht sich durch das Alte und Neue Testament die Botschaft: Gott ist der Geber aller Gaben. Wir Menschen sind nur Verwalter. Das steht in krassem Widerspruch zum Slogan der Sparkassen: MEIN Haus, MEIN Auto, MEIN Boot. Ob wir viel haben oder wenig ist zweitrangig. Gott wird uns aber einmal fragen, wie wir mit seinem Geschenk umgegangen sind. Ein aktueller Blick in die Welt zeigt uns deutlich, wo Not ist, vor unserer Haustüre oder in anderen Ländern. Ob wir viel geben können oder wenig, ist unmaßgeblich. Aber eins können wir nicht tun: Gottes Geschenk aus seiner Hand nur für uns verbrauchen. Wir haben zu Anfang die Frage gestellt: Können wir mit dem Text des Monatsspruchs heute noch etwas anfangen? Ja, wenn wir das bekannte Gebet verinnerlichen:
Alle guten Gaben, alles, was wir haben, kommt oh Gott von dir. Wir danken dir dafür!
Übrigens, der Erntedanktag wäre eine passende Gelegenheit.


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