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AN[GE]DACHT

Juni 2020

Du allein kennst das Herz aller Menschenkinder.

1.Kön 8,39


Aus zwei Perspektiven kann man diesen Monatsspruch betrachten. Zuerst fällt mir ein christliches Kinderlied ein, welches früher oft gesungen wurde. In dem heißt es: „Pass auf kleines Auge, was Du siehst. Denn der Vater in dem Himmel schaut herab auf dich. Pass auf kleines Auge, was Du siehst“. In den weiteren Strophen wird das Ohr ermahnt, was es hört, der Mund, was er spricht, die Hand, was sie tut usw. Vielleicht haben Sie dieses Lied sogar früher einmal gesungen. Für mich stand dahinter immer die prüfende, überwachende Autorität Gottes und damit Angst. Nichts entgeht ihm. Vor Gottes Augen kann man sich nicht verbergen. Alles, was ich tue, wird von ihm bewertet.
Aber es gibt noch eine andere Perspektive. Das Herz wird in der Bibel immer als Sitz der Gedanken und der Gefühle der Menschen gesehen. Hier treffen Freude und Leid, Nächstenliebe und Hass, Mut und Angst aufeinander. All das spielt sich aber nur in meinem Herzen ab. Nach außen wird es möglichst verborgen. Das geht keinen etwas an, das muss ich mit mir selbst ausmachen. Und die Folgen? Meine Gedanken kommen nicht zur Ruhe. Ich bin zerrissen und schwanke mit meinen Gefühlen hin und her.
Wir spüren, der Monatsspruch lässt beide Sichtweisen zu. Doch schauen wir einmal in die Bibel, in welchem Zusammenhang diese Aussage steht. König Salomo hat von Gott den Auftrag zum Bau des Tempels erhalten. Ausführlich wird beschrieben, mit welcher Pracht er ausgestattet wurde. Und dann heißt es (Vers 11): Die Herrlichkeit des Herrn erfüllte den Tempel. Für das Volk Israel wurde damit ein Ort geschaffen, an dem man Gott verehren und ihm begegnen konnte. In der anschließenden Rede zur Einweihung des Tempels macht Salomo deutlich, dass hier der Ort sein wird, an dem man mit seiner Not zu Gott kommen kann, denn „Gott kennt das Herz aller Menschenkinder“.
Nun ist der Tempel in Jerusalem Geschichte. Allerdings haben wir auch heute noch die Möglichkeit, Gott zu begegnen. Wir feiern in einigen Tagen das Pfingstfest zur Erinnerung an die Ausgießung des Heiligen Geistes, wie es in der Apostelgeschichte beschrieben wird. Die Jünger erlebten, was Jesus ihnen zugesagt hatte. Er stellten ihnen – und damit auch uns – den Heiligen Geist zur Seite, einen Helfer, einen Tröster, der mit ihnen gehen wird. Was damals bei der Tempelweihe unter Salomo geschah, wiederholte sich jetzt: Da entstand plötzlich ein Brausen vom Himmel her, wie wenn ein gewaltiger Wind daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in welchem die Jünger weilten (Apg. 2,2).
Ja, was die Jünger damals anlässlich des Pfingstfestes in Jerusalem erlebten, ist auch heute, Gottes Angebot an alle Menschen, die ihm nachfolgen. Wir dürfen zu ihm kommen nicht mit Angst und Furcht vor seiner Überwachung, sondern in vollem Vertrauen. Gott hat uns durch seinen Heiligen Geist einen Tröster und Helfer an die Seite gestellt, der die Sorgen und Nöte unseres Herzens kennt. Das ist ein Geschenk, welches wir wieder neu entdecken können.


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